Schulhaus – später Rathaus | Titel Bildband | © BJ. Lattner

Gebaute Geschichte – Backnanger Kulturdenkmale

Bildband

Bernhard J. Lattner/Klaus J. Loderer: Gebaute Geschichte. Backnanger Kulturdenkmale. Band 1: Stadtteile und Teilorte. Backnang: Edition Lattner 2025. 152 S., 156 Abb.

Mit dem vorliegenden Band präsentieren Bernhard J. Lattner und Klaus J. Loderer den ersten Teil einer auf drei Bände angelegten Gesamtdarstellung der Kulturdenkmale der Stadt Backnang. Das 2025 erschienene Werk widmet sich den Gebäuden, die im Sinne des geltenden Denkmalschutzgesetzes als Kulturdenkmale definiert sind, und erfasst damit einen wesentlichen Teil des baugeschichtlichen Erbes der Großen Kreisstadt Backnang. Die Beschränkung auf unter Denkmalschutz stehende Gebäude schafft größtmögliche Transparenz bezüglich der Kriterien, nach denen die Auswahl erfolgt ist.Ungewohnterweise beschäftigt sich der erste Band nicht mit der Innenstadt, sondern mit den äußeren Bereichen der Stadt, und umfasst die Orte Heiningen, Maubach, Mittel-, Unter- und Oberschöntal, Steinbach, Strümpfelbach und Waldrems. Die Bände zwei und drei werden dann die Bauwerke der Kernstadt beschreiben.

Auf einer jeweils doppelseitigen Präsentation wird jedes Baudenkmal in Text und Bild vorgestellt. Die Texte folgen einem klaren Aufbau: Lage, Baugeschichte, Beschreibung des Gebäudes sowie eine kurze denkmalfachliche Bewertung. Diese systematische Anlage ermöglicht eine sehr gute Vergleichbarkeit der Objekte und die vollständige Erfassung der im Denkmalverzeichnis eingetragenen Objekte, verleiht dem Band großen dokumentarischen Wert und macht ihn zu einem verlässlichen Nachschlagewerk. Die Bandbreite der 48 vorgestellten Baudenkmale umfasst Bauern- und Kellerhäuser, die für die ehemals landwirtschaftliche Prägung der Orte typisch waren, Schul- beziehungsweise Rathäuser, wie sie insbesondere im 19. Jahrhundert erbaut wurden, sowie Baudenkmale der beginnenden Industrialisierung. Neben Gebäuden der Eisenbahn sind hier insbesondere die auf Steinbacher Markung liegenden ehemaligen Betriebs- und Wohngebäude der Spinnerei Adolff zu nennen. Zeitlich reichen die Bauwerke vom Wohnhaus aus dem frühen 16. Jahrhundert in Oberschöntal bis zur 1950 errichteten Gedächtnisstätte für Gertrud Reusch in Strümpfelbach.

In den Texten besonders hervorzuheben ist die Verbindung von fachlicher Präzision und allgemeinverständlicher Darstellung. Dem Bauhistoriker Klaus J. Loderer gelingt es meist, kunst- und architekturhistorische Fachtermini so zu verwenden, dass sie auch für ein breiteres Publikum nachvollziehbar bleiben. Ein für den dritten Band vorgesehenes Glossar der Fachbegriffe kann den Leser dabei hilfreich unterstützen. Die Beschreibungstexte sind knapp, klar gegliedert und stets auf das Wesentliche konzentriert – eine Stärke, die dem Anspruch des Bands auf Lesbarkeit für die Bürgerschaft zugutekommt. Die Fotografien von Bernhard J. Lattner ergänzen die Texte auf überzeugende Weise: Sie dokumentieren nicht nur den aktuellen baulichen Zustand aus verschiedenen Perspektiven, sondern vermitteln auch Atmosphäre, Materialität und städtebauliche Einbindung. Viele Aufnahmen sind von hohem ästhetischen Anspruch und verdeutlichen den dokumentarischen wie künstlerischen Wert der Publikation.

Kritisch – ohne den Gesamtwert des Werks zu schmälern – ist lediglich anzumerken, dass es sich bei dem Band um kein Häuserbuch im engeren Sinn handelt. Besitzgeschichten einzelner Gebäude bleiben weitgehend ausgespart, ebenso fehlen bei Bauten des 18. und frühen 19. Jahrhunderts zumeist präzise Baujahre, die aus archivalischen Quellen hätten gewonnen werden können. Auch über die gegenwärtige Nutzung und den aktuellen Erhaltungszustand der Bauwerke erfährt man in den Texten wenig. Der Schwerpunkt des Bands liegt klar auf der architektonischen Form und der denkmalfachlichen Bewertung – was dem erklärten Ziel einer Gesamtschau der Bau- und Kunstdenkmale jedoch durchaus entspricht.

Bedauerlich ist, dass der Eigentümer des Schlosses Katharinenhof einer fotografischen Aufnahme der innerhalb der Ummauerung liegenden Anlage nicht zugestimmt hat. Die daraufhin angefertigten Luftbilder können mit der ansonsten perfekten Qualität der Fotografien nicht mithalten, was wahrscheinlich von den Autoren bewusst gewollt ist. Es ist ein Ärgernis, dass der Allgemeinheit durch den Eigentümer der aktuelle Zustand des auf insgesamt drei Doppelseiten vorgestellten Gebäudekomplexes mit reichhaltiger Geschichte vorenthalten wird.

Insgesamt ist der erste Band von Gebaute Geschichte ein überaus gelungener Auftakt zu einer Reihe, die für die Stadt Backnang eine bedeutende Grundlage künftiger denkmalpflegerischer, architekturhistorischer und auch stadtgeschichtlicher Forschung bieten wird. Gleichermaßen ist die Reihe eine logische Weiterführung der von Bernhard J. Lattner bereits veröffentlichten Bände zu den Backnanger Ziegelbauten und den Gebäuden im Quartier Backnang-West. Die Verbindung von wissenschaftlicher Genauigkeit, anschaulicher Darstellung und hervorragender fotografischer Qualität macht das Werk gleichermaßen zu einem wichtigen Arbeitsinstrument für Fachleute wie zu einer ansprechenden Lektüre für interessierte Laien. Man darf den folgenden Bänden mit berechtigter Erwartung entgegensehen.

Quelle: Backnanger Jahrbuch 2025 | Andreas Kozlik

 

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