Murr-Wehr bei der Bleichwiese, Backnang | © BJ. Lattner

Gewässernachbarschaftstag Rems/Murr

Backnang | Rems-Murr-Kreis

Praxisnahe Fortbildung für Bau- und Betriebshöfe zu naturgemäßer Gewässerentwicklung und -unterhaltung

Beim Gewässernachbarschaftstag Rems/Murr tauschten sich Land, Kommunen und andere Behörden über naturnahe Gewässerunterhaltung aus. Im Mittelpunkt stand die Durchführung von Gewässerschauen, ein zentrales Instrument, um ökologische Verbesserungen anzustoßen und Risiken frühzeitig zu erkennen.

Am 18. November 2025 fand der diesjährige Gewässernachbarschaftstag Rems/Murr in Burgstetten in Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb Gewässer beim Regierungspräsidium Stuttgart, der Gemeinde Burgstetten und dem Landratsamt Rems-Murr-Kreis statt. 65 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus über 20 Bauhöfen und Ortsbauämtern im Rems-Murr-Kreis sowie weitere Interessierte aus Naturschutzverbänden und der Fischerei nahmen an der Veranstaltung teil. Für die Unterhaltung von Gewässern zweiter Ordnung sind Kommunen zuständig, für Gewässer erster Ordnung das Land Baden-Württemberg.

Die Sichtweise auf die Lebensräume Gewässer und Auen hat sich in den letzten Jahren nachhaltig verändert. Statt des naturfernen Ausbaus von Fließgewässern steht heute die naturgemäße Unterhaltung von Gewässern im Mittelpunkt. Die Schulung einer praxisorientierten und fachlich richtigen Gewässerunterhaltung wird besonders durch neue, steigende wasserrechtliche und naturschutzrechtliche Anforderungen immer wichtiger. Hier hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass insbesondere der Erfahrungsaustausch zwischen Land, Städten, Gemeinden und Verantwortlichen bei den Behörden großen Mehrwert bringt. Auf diese Weise können Kenntnisse der naturgemäßen Gewässerunterhaltung effektiv und regelmäßig erworben sowie vertieft werden.

Das Thema des diesjährigen Nachbarschaftstags unter Leitung und Moderation des Regierungspräsidiums Stuttgart war die Durchführung von Gewässerschauen. Diese sind von der jeweils zuständigen Behörde mindestens alle 5 Jahre, durchzuführen. Eine Gewässerschau ist die Besichtigung eines Gewässers und bezieht die Ufer sowie das für den Hochwasserschutz und für die ökologische Funktion notwendige Umfeld mit ein. Sie dient dazu, Probleme und Gefahren festzustellen und diese im Nachgang zu beseitigen. Gefahrenquellen können beispielsweise Ablagerungen wie Komposthaufen und Holzstapel oder die Lagerung von wassergefährdenden Stoffen in der Nähe eines Gewässers sein.

„Eine Gewässerschau ist neben der Erfüllung der gesetzlichen Pflicht auch immer eine Chance, ökologische Verbesserungen anzustoßen und damit langfristig eine positive Entwicklung unserer Gewässer zu fördern. Probleme bei der Gewässerunterhaltung können direkt vor Ort angesprochen und diskutiert werden“, so Uta Felsen vom Regierungspräsidium Stuttgart, die den Nachbarschaftstag mitbetreut. „Gewässerschauen sind eine gute Möglichkeit für Unterhaltungspflichtige und die Wasserbehörde, gemeinsam naturnahe Lösungen zu finden.“

Neben der Vermittlung rechtlicher Grundlagen der Gewässerunterhaltung wurde anhand praktischer Beispiele das Vorgehen bei einer Gewässerschau aufgezeigt. Das Landratsamt, vertreten durch die Untere Wasserbehörde und die Untere Naturschutzbehörde, gab praxisnahe Ratschläge, auf was bei der Gewässerschau zu achten ist und wie die Zusammenarbeit mit dem Landratsamt erfolgen kann. Um das Gelernte gleich anzuwenden, gab es am Nachmittag eine beispielhafte Gewässerschau am Wüstenbach und der Murr.

Hintergrundinformationen:
Seit 1992 werden im Auftrag des Landes Baden-Württemberg Fortbildungsveranstaltungen zum Thema naturgemäße Gewässerentwicklung und -unterhaltung durchgeführt. Bis im letzten Jahr wurde diese Aufgabe von der WBW Fortbildungsgesellschaft übernommen. Diese ist seit Januar 2025 als ein neuer Bereich in die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) übergegangen. Als Kompetenzzentrum Wasser und Boden wird deren Arbeit jetzt unter einem neuen Dach fortgesetzt.

Ziel ist der Erhalt und die Wiederherstellung vielfältiger Strukturen und damit unterschiedlichster Lebensräume im Gewässer und der angrenzenden Aue. In so genannten Gewässernachbarschaften sollen den Unterhaltungspflichtigen verschiedene Themen hierzu im Rahmen eines Erfahrungsaustauschs durch die örtlichen Betreuer in Theorie und Praxis nähergebracht werden. Baden-Württemberg zählt 43 Nachbarschaftsbezirke, in denen ehrenamtliche Betreuerinnen und Betreuer aus Kommunen, Landratsämtern, Regierungspräsidien, Planungsbüros und der Landesverwaltung die Gewässernachbarschaften pflegen. Einmal jährlich führen die praxiserfahrenen Betreuerinnen und Betreuer einen kostenfreien Gewässernachbarschaftstag durch, der als Fortbildung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bau- und Betriebshöfe angeboten wird. Die praxisnahe Veranstaltung behandelt jeweils aktuell relevante Themen.

Quelle: Regierungspräsidium Stuttgart