Allerheiligen 2025
Backnang
Die Anfänge des Allerheiligen-Festes gehen ins 4. Jahrhundert hinein. Damals wurde der Märtyrer gedacht, die ihr Leben in der Verfolgung im römischen Reich lassen mussten. Die Märtyrer sind der Anfang aller Verehrung von Verstorbenen.
Aber schon Paulus spricht 250 Jahre davor davon, dass alle Christen in Verbundenheit mit Jesus Christus Heilige sind. Da aber die Märtyrer besondere Verehrung verdienen, wurden sie auch an einem besonderen Fest geehrt, ursprünglich am 13. Mai oder am Sonntag nach Pfingsten, im Griechischen Kalender heißt der Sonntag noch bis heute: Der Sonntag der Heiligen. In der Westlichen Kirche wurde das Fest im 7. Jahrhundert übernommen, als der ursprünglich römische Tempel des Pantheons in Rom zur christlichen Kirche wurde und Maria und allen Heiligen geweiht wurde. Dass das Fest am 1. November dann gefeiert wurde, dieser Brauch kam von Irland aufs Festland, verkehrt als Erschrecken, aber so begründend auch das Halloween Fest.
Der 1. November ist bei uns ein Feiertag, und nachdem man der Heiligen und dem Ziel unseres irdischen Lebensweges gedacht hat und sich am Evangelium ausgerichtet hat, es sind immer die Seligpreisungen der Bergpredigt oder Feldrede als Verkündigung-Text dran, geht man am Nachmittag auf den Friedhof, bei uns in Backnang um 13:30 Uhr auf den Waldfriedhof und um 15:00 Uhr auf den Stadtfriedhof. Dort findet eine kleine Andacht und eine Gräbersegnung statt.
Am darauffolgenden Tag, dem Allerseelen Tag verliest man im Gottesdienst die Verstorbenen der Gemeinde des letzten Jahres. Dieses Jahr wird im Gottesdienst am Morgen des 1. Novembers an Ernst Lossa gedacht. Er wurde mit 14 Jahren im Kinderheim Irsee bei Kaufbeuren mit einer Giftspritze ermordet. Er war ein aufgeweckter Junge, auch ein wenig eigen, stahl manchmal etwas und versteckte es. Deshalb wurde er in das Kinderheim nach Irsee gesteckt, wo viele geistig behinderte Kinder und Jugendliche waren, die umgebracht werden sollten, als „lebensunwertes Leben”, nach der Nazi-Ideologie. Als Ernst Lossa gemerkt hat, was da gespielt wird, hat er für andere Kinder Äpfel und Kartoffeln gestohlen, hat sie gewarnt, wenn Unheil drohte oder auch einmal im Speiseraum, wo es Wassersuppe gab, und einmal bei einer angeblichen Visite des Krankenpflegers einen Aufstand angezettelt.
Im August war eine Ausstellung im Helferhaus der Stuttgarter Künstlerin Mechthild Schöllkopf-Horlacher,
die sich in ihren Bildern, diesen Kindern gewidmet hat. Sie hat das Bild von Ernst Lossa dem Arbeitskreis „Erinnern und Gedenken” und der katholischen Kirchengemeinde geschenkt. Dieses soll einen Platz in
unserm Gemeindehaus finden. Die Schwester von Lossa, Amalie Speidel, war Gemeindemitglied und starb vor wenigen Jahren in Backnang. Dr. Michael Cranach hat ausführlich die Geschichte erforscht und es entstand ein Buch, ein Film und ein Hörbuch von Robert Domes.
Jedenfalls möchte ich an diesem Allerheiligen-Fest an Ernst Lossa erinnern und freue mich, dass Ernst Hövelborn und Mechtild Schöllkopf-Horlacher auch zum Gottesdienst um 10:30 Uhr in die Christkönigskirche kommen.
Pfarrer Wolfgang Beck
Katholische Kirchengemeinde Backnang